Volkschor Thalia 1903

Frankfurt am Main - Zeilsheim e.V.

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«Die Kirche ist kein Museum»

Zeilsheim. Kirchengeschichte mal anders: Elektrische Gitarren heulten am Wochenende in der evangelischen Gemeinde. Die modernen Instrumente kamen vom Tonband und begleiteten die Botschaft des Neuen Testaments. Der Volkschor «Thalia» sang an zwei Abenden in der Kirche das Musical «Maria» vor sehr gut gefülltem Haus. Die musikalische Variante aus der Feder des Schweizer Komponisten Markus Hottiger erzählt die Lebensgeschichte Jesu aus der Perspektive der Gottesmutter. Die 15 Musikstücke waren durchweg modern und teilweise sogar tanzbar. Dennoch wurden die Kompositionen der kirchlichen Thematik gerecht und schafften es hervorragend, wechselnde Stimmungen zu vermitteln.

Die Thalia präsentierte mit dem Musical «Maria» die Kirchenhistorie in einer besonderen Form: mit Musik von elektrischen Gitarren, verteilten Sprecher-Rollen und Gemälden auf der Leinwand.Einer der ungewöhnlichsten Momente der Aufführung kam, als Chorleiter Heinz Marosch mit einem Sprechgesang begann. Er wippte im Takt und sprach davon, wie Jesus' Predigten in Nazareth abgelehnt wurden. «Ein Königssohn kommt sicher nicht aus diesem Dorf, klein und verschlafen», redete der Chorleiter zur Melodie der Musik. «Ein Prophet gilt doch nichts im eigenen Land», folgte der Refrain aus den Kehlen der 56 «Thalia»-Chormitglieder. Zu den eindrucksvollsten Stücken gehörte der Titel «Du trägst mich durch», in dem Maria ihr absolutes Gottvertrauen ausdrückte. Das Lied «Er ist für alle da» unterstrich die Erkenntnis der Mutter, dass sie den Sohn nicht länger für sich alleine haben kann.

Die Sänger lasen zwischen den Liedern kurze Szenen in verteilten Rollen vor. Hanni Marosch sprach die Maria, Hans Scherkenbeck spielte Josef, und Leo Hahn lieh Jesus seine Stimme. Bei den drei Hauptcharakteren setzte sich die Rollenverteilung oft während des Gesanges fort. Der Chor verstärkte die Stimmung in der Kirche durch passende Gemälde, die während des Gesanges auf eine Leinwand projiziert wurden.

Ein Jahr geprobt

Der Volkschor hat mehr als ein Jahr für das Musical «Maria» geprobt. Ursprünglich wollten die Sänger das Stück bereits im vergangenen Jahr präsentieren, doch der Auftritt musste wegen der Erkrankung von Heinz Marosch verschoben werden. Der «Thalia»-Chorleiter führte am Wochenende als Erzähler durch das Konzert, bei dem es sich um das vierte Musical der Gesangsgruppe handelte.

Das Moderne kommt an

«Toll, modern», lobte eine Zuschauerin nach der Aufführung in der evangelischen Kirche Zeilsheim. Selbst den anwesenden Senioren war die Musical-Variante der Heilsgeschichte nicht zu wild. «Wir sind für Modernes aufgeschlossen», betonte ein älterer Herr beim Verlassen des Gotteshauses. Pfarrer Ulrich Matthei begrüßte die ungewohnte Präsentation ebenfalls: «Die Kirche ist kein Museum», so Matthei. Der Geistliche hatte in seiner Eröffnungsansprache Martin Luther zitiert: «Wer singt, der betet doppelt.»sas