Volkschor Thalia stimmt mit Konzert in voll besetzter Kirche auf die Feiertage ein
Zeilsheim - „Du gibst uns Freude“ lautete die Überschrift des Konzerts, das der Volkschor Thalia 1903 Zeilsheim“ am Freitag in der Evangelischen Kirche am Frankenthaler Weg gab. Elvis Presley, Peter Alexander und auch „Stille Nacht“ standen auf dem Programm. Solisten aus den eigenen Reihen traten auf. Auch das Publikum in der bestens gefüllten Kirche hatte seine Einsätze.
„Weihnachten ist eine besondere Zeit“, begrüßt Beate Novy die Zuhörerschaft. Im Vorgespräch erzählte die Sängerin mit der Alt-Stimme, wie sie als 24-Jährige 1982 über die Eltern dem damals noch reinen Frauenchor beitrat und zwischendurch etliche Jahre pausierte - was sie mittlerweile ein bisschen bereut. Vor drei Jahren ließ sich die Zeilsheimerin zur Vereinsvorsitzenden wählen.
Nur drei Dirigenten seit dem Jahr 1903
Es kann sein, dass der Volkschor Thalia einen deutschen Rekord hält, vielleicht sogar einen Weltrekord: Der Gesangsverein steht seit 121 Jahren im Vereinsregister und beschäftigte seit 1903 erst drei Dirigenten. Vor 43 Jahren übernahm Heinz Marosch den Taktstock. Der 77-jährige erzählt, wie er bereits als 15-Jähriger durch den Vater in den Männerchor kam. Für den damaligen Dirigenten sprang Marosch bereits vor seiner offiziellen Amtszeit hin und wieder einmal ein. Unter ihm gewann der Chor zum ersten Mal in seiner Geschichte ein Wertungssingen.
Männerchor ist eine aussterbende Gattung. Seit den 1970er Jahren kam fast nirgendwo mehr nennenswert Nachwuchs hinzu. Marosch erzählt, wie in den neunziger Jahren der Frauen- und der Männerchor miteinander verschmolzen. Damals sangen noch über 70 Frauen und rund 40 Männer mit. Macher Marosch probte und führte Musicals auf. Heute singen insgesamt nur noch 25 Frauen und Männer mit. Nach Corona kamen viele nicht wieder.
Heinz Marosch gehört nicht zu den Dirigenten, die vor dem Konzert von niemandem gesehen in irgendeiner stillen Ecke sitzen, um sich ihrer Nervosität zu erwehren. Er und die Vorsitzende Novy laufen umher und begrüßen so ziemlich jeden, der den Weg in die Kirche findet. Der Dirigent spricht vom „Zauber zu Weihnachten, der die Stimmung hebe. Wir erleben Weihnachten als Zäsur, die Familie rückt enger zusammen“.
Die Begleitung des Chors läuft vom Band. Die Introduktion, die aus dem Lautsprecher ertönt, lässt noch nicht erahnen, dass der Chor gleich einen der Klassiker unter den Weihnachtsliedern anstimmt: „Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n, kommet, das liebliche Kindlein zu schau’n.“ Das Lied nimmt Bezug auf das Evangelium von Lukas, der einzige der vier Evangelisten, der die Weihnachtsgeschichte erzählt.
Wie in unseren Breitengraden das „Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See“, zustande kommen konnte, verstehen Frankfurter Kinder aus eigener Anschauung nicht zwangsläufig: Vor 14 Jahren lag an Heiligabend das letzte Mal Schnee in der Stadt. Aber das Lied erinnert sicher viele in der Kirche an die eigenen jungen Jahre, als zwar schon damals ein weißer 24. Dezember seltener war als in der Fantasie von heute.
Aber schließlich lässt Dirigent Heinz Marosch die Showlegende Peter Alexander vom Band von Weihnachten singen, im Wechsel mit dem sicheren Chor. An den verstorbenen Sänger, Moderator und Schauspieler erinnern sich wohl alle Zuhörer.
Applaus - auch für das Publikum
Die geben im Anschluss mit „Alle Jahre wieder“, „Ihr Kinderlein kommet“ und „O du fröhliche“ ihr eigenes Konzert. Der Applaus kehrt sich um. Denn jetzt liegt es an Marosch, das Publikum zu beklatschen. Beeindruckend klar, klangschön und präzise intoniert Kerstin Erz „Maria durch ein Dornwald ging“, ein ruhiges Adventslied, dessen Melodie vermutlich schon im 16. Jahrhundert manchen Raum füllte. Und dann interpretiert Heinz Marosch „Blue Christmas“, das er als den Weihnachtssong für all jene ankündigt, die zum Fest der Liebeskummer beschleicht. Im Original singt Elvis Presley, heute aber der Dirigent, mit sonorem Tremolo in der Stimme beklagt er eine trübe Weihnacht ohne die Verflossene, die sich unterm Tannenbaum sicher viel besser fühle als er selbst.
Zum Finale singen dann wieder alle gemeinsam einen der größten Weihnachtshits: „Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute hochheilige Paar, holder Knabe im lockigen Haar, schlafe in himmlischer Ruh, schlafe in himmlischer Ruh!“ Stefan Mangold