ZEILSHEIM Kosaken-Chor gibt gemeinsam mit der Thalia ein beeindruckendes Konzert
Sie kam mit nur 27 Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Doch wie viele jung verstorbene Stars wurde die Sängerin Alexandra schnell zur unsterblichen Legende. "Ja ljublju tebja heißt ich liebe dich, ach drei Worte sie verzaubern mich . . ." Als die Alexandra-Interpretin Dorothee Lotsch in der Kirche am Frankenthaler Weg diese Worte singt, fühlt sich auch so mancher der 230 Besucher verzaubert. Tatsächlich verweisen die russischen Worte und der gemeinsame Auftritt des Volkschors Thalia mit den Ural-Kosaken auf viele gemeinsame Verbindungen.
Denn Alexandra wurde 1942 als Doris Teitz im Memelland nahe der russischen Grenze geboren und ließ sich für viele ihrer Lieder von russischen Volksweisen inspirieren. "Die Freude am gemeinsamen Gesang ist einer der Gründe, die den Ural-Kosaken-Chor Andrej Scholuch und den Thalia-Chor zum heutigen Konzert zusammengeführt haben", sagt Chorleiter Heinz Marosch zur Begrüßung von "Lieder der russischen Seele - Erinnerungen an Alexandra" in der evangelischen Kirche. "Und ihr Sohn Alexander Skovitan überlebte 1969 als Einziger den schweren Unfall und leitete sogar einige Zeit die Ural-Kosaken."
Der Thalia-Chor schätzt sich glücklich, dass die Ural-Kosaken das gemeinsame Zeils‐ heimer Konzert in ihren Tourneeplan eingebaut haben. Es ist das zweite Konzert der Zeilsheimer mit einem russischen Chor, nachdem sie 2015 bereits die Don-Kosaken zu Gast hatten. Natürlich haben sich die Zeilsheimer Sängerinnen und Sänger für den gemeinsamen Auftritt gut gerüstet, zumal auch russische Volks- und Kirchenlieder wie "Wolga" und "Tebje Pajom" oder das georgische Volkslied "Suliko" zu ihrem festen Repertoire gehören. Zunächst eröffnet der Thalia-Chor mit "Vater unser" und "Sancta Maria", bevor die sieben Ural-Kosaken unter der Leitung von Vladimir Kozlovsky die "Heilige Dreifaltigkeit" anstimmen und Dorothee Lotsch nach weiteren Darbietungen "Das Glück kam zu mir wie ein Traum" singt. "Alexandra hat sich sogar selbst die russische Sprache beigebracht", sagt Lotsch. Ihr Ziel war es, die Vielzahl an volkstümlichen Texten und Melodien aus dem Riesenreich der Zaren aufzunehmen und für einige ihrer eigenen Werke neu zu interpretieren.
Die Pause nutzen einige der Besucher, um CDs der Ural-Kosaken zu erwerben. Dann eröffnet Marosch den zweiten Teil mit dem Thalia-Chor, um mit "Ich bete an die Macht der Liebe", "Suliko" und dem Wolgalied "einen musikalischen Teppich" zu legen. Natürlich darf bei den Liedern von Alexandra das unvergessene "Mein Freund der Baum" nicht fehlen. "Ein Lied an die Natur, das bis heute seine Aktualität nicht verloren hat", wie Dorothee Lotsch feststellt.
Zusammen mit einem Solisten der Ural-Kosaken besingt sie "Die Moskauer Nächte": "Auch ich kann, wie einst Alexandra, eigentlich kein Russisch, aber die Muttersprachler werden das sicher ausgleichen", hofft sie. Und sie behält Recht: Bei den folgenden Liedern geht das Publikum immer mehr mit, klatscht, schunkelt sogar. Und als der Wunsch nach Zugaben kommt, darf natürlich die "Kalinka" nicht fehlen - jenes Lied, das eigentlich nur von der süßen Himbeere unter der Kiefer im Garten erzählt und trotzdem mit immer schnelleren und lebhafteren Rhythmen für ein furioses Konzertfinale sorgt.
Am Ende scheinen sich alle Interpreten und das Publikum einig: Alexandra würde sich ebenso über das gemeinsame Konzert mit ihren russischen Liedern freuen wie auch der Sohn Alexander, der sich nach der zeitweisen Leitung der Ural-Kosaken wieder in die USA zurückzog, erfüllt von Sehnsucht nach seiner Familie.