Volkschor Thalia 1903

Frankfurt am Main - Zeilsheim e.V.

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Heinz Marosch und der Thalia-Chor triumphieren in der Löwengrube

Zeilsheim. So manch einer der rund 600 begeisterten Zuhörer in der Stadthalle mögen sich am Sonntag bei der Aufführung des Musicals «Die Schrift an der Wand» von Hella Heizmann und Gertrud Schmalenbach durch den Volkschor Thalia tatsächlich gefragt haben, was Daniel in der Löwengrube und Thalia-Chorleiter Heinz Marosch gemeinsam haben. Die Antwort gab's frei Haus: «Das ist der Mann, der alles kann», sangen die Akteure auf der Bühne und in der Tat: So wie Daniel mit der richtigen Deutung der Schrift an der Wand einen Volltreffer setzte, so gelang es Marosch, seinen Chor zu ungeahnten Höchstleitungen anzuspornen. Was die Zuschauer auf der mehr als 20 Meter breiten Bühne zu hören und zu sehen bekamen, war mehr als der gelungene Versuch, die biblische Geschichte um Daniel in der Löwengrube aus der Zeit des babylonischen Reiches mit fetzigen Songs, leuchtenden Kostümen und großartigen Kulissen gekonnt umzusetzen. Und das nicht nur vor dem Hintergrund, dass das Durchschnittsalter der Chormitglieder im Pensionsalter angesiedelt ist und die ältesten Akteure die 80 bereits deutlich überschritten haben.

hkh thaliaDie Unterstützung des 70-köpfigen Ensembles durch die Tanzgruppen der TG Zeilsheim unter der Leitung von Nancy Olbrich brachten jugendliche Leichtigkeit in das Treiben auf der Bühne, als notwendige Auffrischung freilich musste man sie nicht betrachten. So schwungvoll tanzten und bewegten sich gerade die «älteren Herrschaften».

Heinz Maroschs Lebensmotto jedenfalls, «experimentieren, neue Herausforderungen annehmen und verwirklichen» wurde einmal mehr prächtig in die Tat umgesetzt. Und so konnte der Aktivposten der Thalia, der als Erzähler selbst eine tragende Rolle im Musical übernommen hatte, nach der zu Beginn spürbaren Nervosität schnell zur gewohnten Sicherheit zurückkehren. Sein Chor hatte auch ohne ihn als permanent präsenten Dirigenten alles bestens im Griff. Die musikalischen Einsätze stimmten ebenso wie die Bewegungsabläufe.

Von den immer wieder minutiös einstudierten Mikrofonwechseln der Solisten bis zu den Umbaumaßnahmen klappte alles wie am Schnürchen, und wenn die Techniker hinten im Saal nervös auf die Stühle kletterten, so lag dies nicht etwa an Problemen mit den Sängern. Vielmehr setzten die Techniker verblüffende Pyro-Technik ein, etwa beim Erscheinen der Schrift an der Wand oder des königlichen Zauberers.

Dass der Volkschor mit seinem zweiten Musical den Geschmack seinen Zuhörer traf, war nach knapp einer halben Stunde klar: «Na, gut oder nicht?», befragte Sprecher Marosch das Publikum nach der turbulenten Marktszene und die Antwort war ein donnernder Applaus.

Der stete Wechsel innerhalb der Geschichte, die eigentlich zur Zeit des babylonischen Reiches spielt und von den Autoren als ein Abenteuer zwischen Himmel und Erde bezeichnet wurde, gelang dem Volkschor prächtig.

Wer angestaubte und allzu kirchliche Klänge erwartete, wurde schnell eines Besseren belehrt. Moderne Popmusik und zeitlose Arrangements beherrschten die Szene am Hof oder auf dem Marktplatz. Das Gestern und Heute wurde dabei auf wunderbare Weise vermischt und nicht nur der Auftritt des Zeitgeistes, der «stets das Gute will und doch nur Böses schafft», unterstrich, dass die Geschichte am babylonischen Königshof nichts an Aktualität verloren hat.

Im Gegensatz zur Schrift an der Wand - «Mene mene tekel upharsin» («Gezählt, gewogen und für zu leicht befunden») wurde die Darbietung des Volkschores keineswegs für zu leicht empfunden. (imb)